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B L O G :

2016-04-22

MZIN NEWS: SPEX #368 — MAGAZIN FÜR POPKULTUR (D)

SPEX N° 368, die Mai/Juni-Ausgabe 2016 – inklusive der SPEX-CD 131 mit zwölf Titeln. Die aktuellen Abo-Prämien finden sich hier. Weitere Informationen, Ergänzungen sowie ausgewählte Texte auf www.spex.de.
TITEL
ANOHNI: Das bisschen Mitschuld bringt dich nicht gleich umTEXT: Arno Raffeiner FOTOS: Mathieu César
Mit Antony And The Johnsons gab sie die große Schmerzensfigur unserer Tage. Jetzt hat sie genug von der Pietà-Pose und vom Barockpop für fortgeschrittene Liebes- und Leidensstadien. Als Anohni erfindet die New Yorker Musikerin nicht nur sich selbst neu, sie lädt auch Elektropop so explizit politisch auf, wie man es kaum je gehört hat. Die Agenda: Aufklärung. Anohnis Album Hopelessness ist eine krude Zustandsbeschreibung der Welt. Ein Weckruf mit Pauken und Trompeten. Und nicht ganz ohne Hoffnung.
EINKLANG
Neues aus Musik, Mode, Film und Kunst
Mit M.I.A., Vōx , Anna Meredith, Chi-Raq, Klaus Johann Grobe, Wanda, Abra, Beth Ditto, Whitney und William Kentridge
POPKULTUR / GESELLSCHAFT
LUH: Wollen das Streichholz sein
TEXT: Sonja Matuszczyk FOTOS: Franziska SinnEllery James Roberts und Ebony Hoorn lassen sich nicht einschüchtern. Neoliberale Ausbeutungsmaschinerie, mediale Angstkulisse, ideelle Leere – all das kann dem britisch-niederländischen Paar nichts anhaben. Denn aus den Trümmern der Band Wu Lyf und dem Allmachtsgefühl einer eben erwachten Liebe haben sie das Gegenprogramm zur allseits herrschenden Endzeitstimmung geschaffen. Wenn sich die alten Utopien in Desillusion aufgelöst haben, braucht es eben wieder neue, sagen Luh. Erster Schritt: füreinander kochen.
DANI SICILIANO & JESSY LANZA: Wenn die Slow-Jams knistern
TEXT: Thomas Vorreyer FOTOS: Fiona Torre (Dani Siciliano), Tonje Thilesen (Jessy Lanza)Musik als Bezugs- und Beziehungsraum: Dani Siciliano und Jessy Lanza haben reichlich Erfahrungen gesammelt, wie es ist, mit und ohne Partner Musik zu machen. Beide sind zugleich die Produzentinnen und Performerinnen einer elektrisierenden Art von Neo- Soul und spielen, wenn auch unter entgegengesetzten Vorzeichen, mit dem Klarnamenzwang der Social-Media-Ära. Ihre neuen Alben handeln von Identität und Wut. Und brechen nebenbei eine Lanze für die Liebe.
RIHANNA, AZEALIA BANKS & BEYONCÉ: Opfer sehen anders aus
TEXT: Fatma AydemirWie viel Empowerment steckt in den entblößten Brustwarzen von Azealia Banks, in Rihannas unbeschwertem Hüftschwung und in Beyoncés eingeölten Bikini- Posen? Gedanken zur sexualisierten Selbstdarstellung schwarzer Musikerinnen.
PARQUET COURTS & HUMAN ABFALL: Gehörig am Arsch
TEXT: Dennis Pohl FOTOS: Johanna KleinDie Zahlen sprechen eine klare Sprache: Es gibt keine einfachen Lösungen für den Rock, nur schlechte und noch schlechtere. Dieser erbaulichen Erkenntnis folgen auch die Songs der New Yorker Rockband Parquet Courts und der Stutt- garter Rockband Human Abfall. Mehr Welthaltigkeit war zwischen zwei Gitarrenakkorden lange nicht zu finden. Junge Großstädter auf der ganzen Welt sollten diese Musik hören, aber sie spielt in einem dahinsiechenden Genre. Ist die schlechteste Lösung am Ende doch die beste: Alternativlosigkeit statt Alternative Rock?
ALFRED HILSBERG: »Es ist immer etwas Unzerstörbares entstanden«
TEXT: Max Dax FOTO: Sabine SchwabrohMan könnte ihn als Erfinder der Neuen Deutschen Welle preisen, wäre der Begriff nicht schnell zum Unwort mutiert. Und würde eine so einseitige Festlegung seine vielgestaltigen Aktivitäten nicht verschleiern. Alfred Hilsberg ist seit der Punk-Revolution als Autor, Labelbetreiber, Entdecker und Förderer zahlloser Bands eine der zentralen Figuren im pop- kulturellen Untergrund Deutschlands. Nun erscheint eine umfassende Biografie über das Leben und Wirken des 60-Jährigen. Im Gespräch mitSPEX erzählt Hilsberg, was im Buch alles nicht steht.
BABYMETAL: Bizarre Momente chaotischer Einheit
TEXT: Kristoffer Cornils FOTO: Ronald DickMit dem Namen ist schon alles gesagt: Babymetal sind drei japanische Idole, die zu Metal singen und tanzen. Die Band polarisiert in der Szene, wird aber von Fans umso begeisterter aufgenommen und ist auch darüber hinaus sehr erfolgreich. Babymetal sind kein exotisches Gimmick, ihr Kawaii Metal bildet ein ausgeklügeltes Referenzsystem in zwei Richtungen: West und Ost. Wird sich dank ihnen die Welt vereinen wie der Moshpit auf ihrem Releasekonzert in der Wembley-Arena?
Wie wir leben wollen N° 11: Laurie Penny – Macht euch frei!
PROTOKOLL: Jennifer BeckNicht jede Frau ist Opfer einer Vergewaltigung. Aber jede Frau ist Opfer der herrschenden Kultur des Missbrauchs. Laurie Pennys drastische Diagnose: Sexismus ist überall. Und es kommt noch schlimmer: Wir haben uns daran gewöhnt. Für die englische Feministin und Autorin gehört die von Politik und Gesellschaft kultivierte Rape Culture zum Kontrollprogramm des Neoliberalismus. Die Strukturen sind komplex, ist die Lage aussichtslos? Ein Plädoyer für die Hoffnung.
DIE HEITERKEIT: »Gestern hast du gesagt, ich bin Hans Albers«
TEXT: Anja Rützel FOTO: Christoph MackEs ist ein großer Wurf. Das dritte Album der Gruppe Die Heiterkeit erzählt in ganzen 20 Liedern von Pop und Tod und der unendlichen Beschissenheit der Dinge. SPEXbegleitete die in Hamburg gegründete, mittlerweile in Berlin wohnhafte Band bei der Entstehung des Werks und lernte, wie das Gegenteil von Bauchnabelpulerei geht, wie die beste Nüsschenmischung der Stadt bei schlechten Vibes hilft und wie man Liebe nicht verhandelt, sondern verhandlicht.
Vorspiel für VIVIEN GOLDMAN: »Sie hat etwas Goldenes, das man berühren möchte«
TEXT UND MUSIKAUSWAHL: Annika Reith FOTOS: Christopher SchoonoverUm das Jahr 1980 bereiste Vivien Goldman im Zeichen von Punk, Reggae und Afrobeat die halbe Welt, freundete sich mit Fela Kuti und Bob Marley an und schrieb als eine der ersten Musikjournalistinnen für Sounds, NME und Melody Maker. Eigene Musikprojekte führten sie nach Paris, wo sie die Flying Lizards mitgründete. Die Songs, die Goldman zwischen 1979 und 1982 aufgenommen hat, erscheinen nun erstmals gesammelt – eine lange überfällige Würdigung und ein idealer Anlass, mit der gebürtigen Londonerin, die heute in New York lebt, über früher und heute zu reden. Spezialthema: weibliche Aggression in der Musik.
MODESTRECKE: 100 Jahre Unfug! – Fümms bö wö tää zääFOTOGRAFIE: Neda Rajabi
STYLING: Andrea Horn
STYLING-ASSISTENZ: Nuria Gregori
HAARE & MAKEUP: Noriko Takayama
MODELS: Frida (Iconic Talent Management), Adrian H (M4 Models)
ART DIRECTION: Christoph Gabriel & Johanna Klein
PRODUKTION & REDAKTION: Annika Reith
HOUSE OF CARDS VS. DAREDEVIL VS. HAMILTON: Auftrieb für Aufäumer
TEXT: Barbara SchweizerhofDer Antiheld ist auch nicht mehr das, was er mal war. Angesichts der Protagonisten in Serien wie House Of Cards und zu Zeiten des US-Vor- wahlkampfs fragt man sich, wer wen nachahmt – und wer dabei den Kürzeren zieht: die Kunst oder das echte Leben? Dabei haben sich auch die Erzählungen von Politdramen und Comic-Adaptionen wie Daredevil in unheimlicher Weise angenähert. Gewinner des Antihelden-Battles könnte allerdings ein lachender Dritter sein.
NICOLETTE KREBITZ, LAURIE ANDERSON UND DAS TIER IM FILM: Kamerafrau: Hündin
TEXT: Silvia HallenslebenEs besteht Hoffnung. Wenn die Menschheit vor die Hunde geht, können uns immer noch befreundete Spezies aus der Patsche helfen. Rat-Terrier und Familienwölfe zum Beispiel, wie in den neuen Filmen von Laurie Anderson und Nicolette Krebitz. Anderson setzt mit Heart Of A Dog ihrer verstorbenen Hündin ein Denkmal und versinnbildlicht, was Erinnerung, Liebe und Verlust bedeuten. Schauspielerin und Regisseurin Krebitz erzählt in Wild, warum Sachsen-Anhalt in Zukunft einen einsamen Wolf weniger hat. Spoiler: Die AfD ist nicht schuld daran.
DER FLIRT ZWISCHEN POP UND THEATER: Ist es was Ernstes?
TEXT: Tobi MüllerSie brauchten das Geld. Als Intendant Peter Zadek die Einstürzenden Neubauten 1987 ans Hamburger Schauspielhaus holte, willigte die Band nur ein, um endlich mal die Miete zahlen zu können. Ökonomische Faktoren bestimmen auch heute die Beziehung zwischen Pop und großer Bühne. In der reichsten Theaternation der Welt setzt sich nur langsam die Erkenntnis durch, dass man die Fördertöpfe für andere Künste öffnen muss, um nicht ganz aus der Zeit zu fallen. Aber es tut sich was. Werden bald wieder Theatersessel zerlegt?
PERSPEKTIVE: »Bilder dürfen keine Lügen erzählen« – Seamus Murphy & PJ Harvey
TEXT: Daniel Gerhardt FOTOS: Seamus MurphyMit zunehmend künstlerischem Anspruch dokumentiert Seamus Murphy das Leben in den Krisengebieten der Welt. Letztes Jahr illustrierten Bilder des irischen Fotografen und Filmemachers einen Gedichtband von PJ Harvey. Zuvor waren beide nach Afghanistan, Kosovo und Washington, D.C. gereist, nun verarbeiten sie ihre Eindrücke auch auf Harveys neuem Album The Hope Six Demolition Project, zu dem Murphy Videos und Fotos beiträgt. Im Interview spricht er über Gefahr und Verantwortung seiner Arbeit – und erklärt, warum Künstler sich nicht selbst entzaubern sollten.
KOLUMNEN
Der Rote Planet
Robert Misik analysiert den Status Quo der modernen Linken
Kritik der unmoralischen Vernunft
ILLUSTRATION: Patrick Klose
Pofalte
Holger In't Veld schreibt über die Abgründe des täglichen Ernährungswahnsinns
Lee Ferando hat schiefe Zähne
ILLUSTRATION: Patrick Klose
Taxi für Rützel
Aus den Speakern der Droschke offenbart sich Anja Rützel die Welt
Hinter all den schwarzen Wolken
ILLUSTRATION: Patrick Klose
KRITIKEN
Album der Ausgabe: PJ HARVEY The Hope Six Demolition Project
Außerdem Rezensionen zu AnnenMayKantereit, Kendrick Lamar, Pet Shop Boys, Tim Hecker, Susanna, Masha Qrella, Kevin Morby, Mark Pritchard, Rufus Wainwright, Iggy Pop / Tarwatwer / Alva Noto, Babyfather, Kristin Kontrol, Natalie Beridze, The Kills, Brian Eno, Trümmer, Aesop Rock / Prezident, Pantha Du Prince, Ogoya Nengo & The Dodo Women's Group, Me Succeeds, Lone, The Thermals, White Lung, Marissa Nadler, Yeasayer, Gold Panda, Suuns
Present Shocks – Elektronische Musik zur Zeit mit Kristoffer CornilsGW150914, Paul Jebanasam, Na, Lotic, Mobilegirl
Gegenwartskunde – Popwelt mit Klaus Walter
Hungarian Noir, Lucia Cadotsch, Gaika, Vivien Goldman
Punchzeilen – Rap mit Marcus Staiger
Nimo, Disarstar, Degenhardt
Odyshape – Selten gehörte Musik mit Joachim Ody
Colin Stetson, Arkady Marto, Dietmar Bonnen, Dag Taeldeman
Filmkritiken
Die Kommune, Vinyl, The Lobster
Buchkritiken
Schorsch Kamerun – Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens, Henri Levebvre – Das Recht auf Stadt, Alice Becker-Ho & Guy Debord – Kriegsspiel
SPEX CD 131
ZUSAMMENSTELLUNG: Daniel Gerhardt
1. Die Heiterkeit – »Die Kälte«
2. Kevin Morby – »I Have Been To The Mountain«
3. Jessy Lanza – »It Means I Love You«
4. Yeasayer – »Silly Me«
5. Masha Qrella – »DJ«
6. Luh – »I&I«
7. Whitney – »No Woman«
8. Kristin Kontrol – »X-Communicate«
9. Marissa Nadler – »All The Colors Of The Dark«
10. Suuns – »Paralyzer«
11. Klaus Johann Grobe – »Wo sind«
12. Susanna – »Burning S


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